Geschäftsbericht 2020

Der Vorstand der DZ HYP
v.l.n.r.: Sabine Barthauer, Dr. Georg Reutter (Vorsitzender), Jörg Hermes
für die internationale Gemeinschaft ist die Corona-Pandemie die größte Herausforderung seit Jahrzehnten. Auch in der Immobilien- und Finanzwirtschaft sind die Auswirkungen zu spüren. Umso mehr freut es uns, dass wir für das außergewöhnliche Berichtsjahr ein gutes Fazit ziehen können – auch wenn wir im Neugeschäft einen Rückgang verzeichnen mussten. Dabei haben sich unsere Geschäftsfelder differenziert entwickelt. In der privaten Baufinanzierung, die im Wesentlichen über die Volksbanken und Raiffeisenbanken vermittelt wird, haben wir uns um rund 12 Prozent steigern können. Die Nachfrage war unverändert hoch und zeigt, dass die Corona-Pandemie keinen direkten Einfluss auf den Wohnimmobilienmarkt hat. Auch im Firmenkundengeschäft und dem Geschäft mit Öffentlichen Kunden sind wir zufrieden mit der Entwicklung.
Um die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft und die Kapitalmärkte abzufedern, waren die Notenbanken 2020 mit einer expansiven Geldpolitik unterstützend tätig und stabilisierten die Zinsen auf niedrigem Niveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat neben ihren laufenden Ankaufmaßnahmen ab März mit dem Pandemic Emergency Purchase Programm (PEPP) ein weiteres Programm umgesetzt, das bis Ende des Jahres auf knapp 1.850 Mrd. € aufgestockt wurde. Parallel agiert die internationale Staatengemeinschaft fiskalpolitisch in erheblichem Umfang expansiv. Auch die Europäische Union (EU) hat angesichts des Einbruchs der Wirtschaftsleistung einen Extrahaushalt über 750 Mrd. € beschlossen. Davon werden 360 Mrd. € als Kredite gewährt und erstmals sind 390 Mrd. € als nicht rückzahlbare Transfers vorgesehen. Positiv zu werten ist auch die Abwendung eines No-Deal-Brexits durch den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Gleichwohl sollten dabei die Auswirkungen nicht-tarifärer Handelshürden nicht außer Acht gelassen werden. Nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten im November vergangenen Jahres besteht die Aussicht auf eine Neujustierung der US-Wirtschafts- und Handelspolitik sowie verstärkte Defizitausgaben seitens der USA. Dies könnte eine verlässliche Grundlage für eine Verbesserung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen darstellen und neue Wachstumsimpulse bieten.
Trotz umfangreicher Stützungsmaßnahmen der Öffentlichen Hand ist die deutsche Wirtschaft durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr nach einer zehnjährigen Wachstumsphase in eine Rezession eingetreten. Dies war in ähnlichem Ausmaß zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 der Fall. Die Einflüsse unterscheiden sich jedoch gravierend, denn diesmal kommt die Rezession in nahezu allen Wirtschaftsbereichen an. Dabei sind Industriebranchen weniger betroffen, während der Servicesektor mit Gaststätten, Kultur oder persönlichen Dienstleistungen aufgrund mehrerer Lockdowns die höchsten Einbrüche erlebt.
Als stabile Anlagen haben sich 2020 Investitionen in deutsche Immobilien erwiesen. Das Transaktionsvolumen gewerblicher Immobilien inklusive Wohninvestments betrug 81,6 Mrd. €. Damit liegt es zwar rund 11 Prozent unter dem „Rekordjahr“ 2019, rangiert aber immer noch an zweiter Stelle der vergangenen Dekade mit einem Volumen leicht über dem Niveau von 2018. Trotz der Umstände war 2020 demnach ein herausragendes Jahr und belegt die Stärke des deutschen Immobilienmarkts. Maßgeblicher Treiber war der gewerbliche Wohninvestmentmarkt, der moderate Rückgänge anderer Segmente kompensierte. Bei der privaten Baufinanzierung sorgen günstige Finanzierungskonditionen für eine steigende Nachfrage. Hier scheint die Corona-Pandemie das Gut „Wohnen“ für Privatpersonen noch bedeutsamer gemacht zu haben. Viel diskutiert wird aktuell die weitere Entwicklung des Büroimmobilienmarkts angesichts der zugenommenen Heimarbeit. Obwohl 2020 Rückgänge beim Transaktionsvolumen zu verzeichnen waren, sind wir uns sicher: Das Büro hat alles andere als ausgedient und wird eine zeitnahe Renaissance erleben, wenn auch mit strukturellen Veränderungen bei Ausstattung und Raumkonzepten. Insgesamt gehen wir für 2021 vor dem Hintergrund anhaltender Liquidität von einer soliden Entwicklung der Immobilienmärkte aus.
Das Neugeschäft der DZ HYP betrug im vergangenen Jahr rund 10,7 Mrd. € und spiegelt so das Geschehen auf dem Immobilienmärkten wider. Das Privatkundengeschäft ist um 12 Prozent auf 2,1 Mrd. € gegenüber 2019 gestiegen. Rund 8 Mrd. € wurden im Firmenkundengeschäft generiert. Damit liegen wir insgesamt zwar unter dem Vorjahreswert von 12,2 Mrd. €, können aber gleichwohl stolz auf das Erreichte sein. Es unterstreicht die Bedeutung der DZ HYP für die Genossenschaftliche FinanzGruppe und des gemeinsamen Kreditgeschäfts mit Volksbanken und Raiffeisenbanken, das wir im laufenden Jahr gewohnt verlässlich weiter betreiben werden.
Die wirtschaftliche Situation der DZ HYP ist trotz der Corona-Pandemie positiv und hat sich wie in den Vorjahren insgesamt weiter stabilisiert. Die robuste Ertragslage ist das Ergebnis einer konsequent verfolgten Geschäfts- und Risikostrategie. Der verstärkte Aufbau von stillen und offenen Vorsorgereserven sowie eine bisher unauffällige Risikolage begleiten eine geordnete Vermögens- und Finanzlage in einem tragfähigen Geschäftsmodell.
Im Sommer 2020 haben wir unsere Geschäftsfelder neu strukturiert, um unseren Partnern noch zielgerichteter und fokussierter zur Seite zu stehen. Seitdem konzentrieren wir unsere Marktaktivitäten auf die drei Geschäftsfelder Firmenkunden, Privatkunden und Öffentliche Kunden. In den bisher separat aufgestellten Bereichen Gewerbekunden und Wohnungswirtschaft arbeiten wir innerhalb des Geschäftsfelds Firmenkunden noch intensiver mit der Genossenschaftlichen FinanzGruppe zusammen. Im Geschäftsfeld Privatkunden haben wir die Markt- und Marktfolgeeinheiten zusammengeführt und damit die Kreditbearbeitung gebündelt. Außerdem wurden die Weichen gestellt für das Kundendialogcenter, das im Januar dieses Jahres an den Start gegangen ist. Damit können wir die Volksbanken und Raiffeisenbanken in allen Themen der privaten Baufinanzierung schnell und kompetent betreuen. Zudem haben wir uns mit Blick auf die zunehmenden Anforderungen und Erwartungen externer Stakeholder beim Thema Nachhaltigkeit neu aufgestellt. Hierfür haben wir ein bankweites Projekt initiiert. Derzeit überarbeiten wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie und wollen im nächsten Schritt die Voraussetzungen zur Emission eines nachhaltigen Refinanzierungsprodukts („Grüner Pfandbrief“) schaffen.
Auch innerhalb des Vorstands haben sich 2020 Veränderungen ergeben. Bereits im April ist Herr Jörg Hermes in den Vorstand der DZ HYP eingetreten und hat Herrn Dr. Carsten Düerkop abgelöst. Zum Jahresende hat sich unser Kollege Herr Manfred Salber nach fast 14 Jahren erfolgreicher Vorstandstätigkeit in der DZ HYP in den Ruhestand verabschiedet. Für ihn ist Frau Sabine Barthauer an Bord gekommen. In dieser neuen Konstellation werden wir unseren erfolgreichen Weg weitergehen und die Bank zukunftsfähig aufstellen.
Zwar beeinträchtigt die Corona-Pandemie auch weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Ungeachtet aller Unwägbarkeiten gilt aber auch für 2021: Auf jede Krise folgt eine Hochphase. Der Immobilienmarkt dürfte sich anhaltend differenziert entwickeln. Angesichts moderater Wachstumsaussichten insbesondere im zweiten Halbjahr 2020, der bewährten Partnerschaft in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und der dezentralen Ausrichtung unseres Geschäfts rechnen wir für 2021 mit einem stabilen, vom Aufwärtstrend getragenen Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand
Auch innerhalb des Vorstands haben sich 2020 Veränderungen ergeben. Bereits im April ist Herr Jörg Hermes in den Vorstand der DZ HYP eingetreten und hat Herrn Dr. Carsten Düerkop abgelöst. Zum Jahresende hat sich unser Kollege Herr Manfred Salber nach fast 14 Jahren erfolgreicher Vorstandstätigkeit in der DZ HYP in den Ruhestand verabschiedet. Für ihn ist Frau Sabine Barthauer an Bord gekommen. In dieser neuen Konstellation werden wir unseren erfolgreichen Weg weitergehen und die Bank zukunftsfähig aufstellen.
Zwar beeinträchtigt die Corona-Pandemie auch weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Ungeachtet aller Unwägbarkeiten gilt aber auch für 2021: Auf jede Krise folgt eine Hochphase. Der Immobilienmarkt dürfte sich anhaltend differenziert entwickeln. Angesichts moderater Wachstumsaussichten insbesondere im zweiten Halbjahr 2020, der bewährten Partnerschaft in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und der dezentralen Ausrichtung unseres Geschäfts rechnen wir für 2021 mit einem stabilen, vom Aufwärtstrend getragenen Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand

Interview mit Stefan Heckerodt, Nachhaltigkeitsbeauftragter der DZ HYP
Stefan Heckerodt ist seit dem 1. September 2020 Nachhaltigkeitsbeauftragter der DZ HYP. Im Interview gibt er Einblicke in das Nachhaltigkeitsmanagement der Bank und erklärt seine Motivation, das Thema Nachhaltigkeit in der DZ HYP voranzutreiben.
Herr Heckerodt, Sie sind seit September vergangenen Jahres Nachhaltigkeitsbeauftragter der DZ HYP. Das Thema ist allerdings nicht neu für Sie. Bereits vor einigen Jahren haben Sie angefangen, Nachhaltigkeit in der Bank zu etablieren. Was war Ihre Motivation, sich nunmehr ganz darauf zu fokussieren?
Angestoßen durch die DZ BANK und die Ratingagentur oekom research (heute ISS-ESG) habe ich 2012 damit begonnen, mich mit Nachhaltigkeit in der DZ HYP zu beschäftigen. Damals war ich in der Bank unter anderem für Investor Relations zuständig. Meine neue Rolle als Nachhaltigkeitsbeauftragter war dann eine bewusste Entscheidung, mich dem Thema vollumfänglich anzunehmen. Wir haben in der DZ HYP im Herbst 2020 ein bankweites Projekt zur Schärfung der Nachhaltigkeitsaktivitäten aufgesetzt. Dieses Projekt zu leiten und aktiv daran mitzuwirken ist eine Aufgabe, die mir großen Spaß macht, denn das Projekt ist für uns als Bank von immenser Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass Nachhaltigkeit zukünftig ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Bankenwesens sein wird.
Was hat sich seit 2012 bezüglich der Anforderungen und Erwartungen externer Stakeholder wie Politik, Kunden und Regulatorik aber auch innerhalb der Bank verändert?
Die Anforderungen der Ratingagenturen haben sich sukzessive gesteigert. Nicht zuletzt durch Greta Thunberg ist in den vergangenen zwei Jahren ein großer Ruck durch die Politik und die Gesellschaft gegangen. Zudem werden die Fragen der Investoren nach einem grünen Refinanzierungsprodukt immer lauter. Um unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten der vergangenen Jahre auf ein neues Fundament zu stellen, hat der Vorstand Anfang 2020 ein Team zusammengestellt, das sich aus Kolleginnen und Kollegen der Bereiche Finanzen, Treasury, Risikocontrolling und dem Nachhaltigkeitsmanagement zusammengesetzt und den Grundstein für das jetzige Projekt Nachhaltigkeit gelegt hat.
Was sind die nächsten Schritte in dem Projekt?
Den globalen Rahmen für unser Handeln bildet die strategische Ausrichtung der DZ HYP. Die Regulatorik fordert, dass nicht nur die Nachhaltigkeitsstrategie sondern auch andere relevante Strategien und Anweisungen Nachhaltigkeitsaspekte enthalten sollen. Um dies glaubhaft und messbar zu machen, sind Ambitionsniveaus zu entwickeln, für die wir an erster Stelle Daten erheben müssen.
Welche Ziele hat sich die DZ HYP für das laufende Jahr gesetzt?
Wir wollen für ein grünes Refinanzierungsprodukt bereit sein. Das heißt wir müssen alle Anforderungen erfüllen, die für eine solche Emission erforderlich sind. Das bankweite Projekt ist sehr komplex, wir haben Abhängigkeiten zu verschiedenen Vorhaben und Prozessen. Im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf das Gewerbekundenportfolio, die anderen Portfolien folgen später. Vor allem möchten wir auf unserer Nachhaltigkeitsreise die Belegschaft mitnehmen. Denn wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen, werden wir kaum zum Erfolg kommen.
Es wird viel über Nachhaltigkeitsrisiken gesprochen. Doch wo Risiken sind, sind auch immer Chancen. Welche Chancen erwarten Sie sich durch das ganzheitliche Nachhaltigkeitsmanagement der DZ HYP?
Immobilien sind für mehr als 30 Prozent des jährlichen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Für das 1,5 Grad Ziel trägt die Immobilienbranche somit eine besondere Verantwortung. Wir haben hier die Chance, unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Gleichzeitig werden wir durch eine nachhaltige Ausrichtung Wettbewerbsvorteile generieren.
Abschließend eine kleine Prognose: Wo stehen wir in fünf Jahren?
Ich würde mir wünschen, dass grüne Pfandbriefe den konventionellen Pfandbriefen den Rang abgelaufen haben. Wir haben auch auf der Aktivseite nachhaltige Produkte im Angebot und gehören wieder zu den drei bestgeratesten Immobilienfinanzierern in Deutschland.